Jedes Jahr, Ende November, wiederholt sich dieselbe Frenesie: Der Black Friday überflutet Bildschirme und Einkaufsstraßen und drängt uns dazu, unsere Warenkörbe mit „außergewöhnlichen“ Rabatten zu füllen. Doch immer mehr Verbraucherinnen, Verbraucher und Marken treten einen Schritt zurück. Im Jahr 2025 ist es keine rein aktivistische Parole mehr, über Alternativen zum Black Friday zu sprechen – es ist eine konkrete Realität, getragen von internationalen Bewegungen, lokalen Initiativen und Marken, die ihre eigene Art des Handelns entwickeln.
Dieser Artikel beleuchtet die großen Kollektive, die diese Gegenbewegung strukturieren, die individuellen Initiativen, die den Tag neu erfinden, und die wirtschaftlichen Modelle, die zeigen, dass ein anderes Konsumverhalten möglich ist – manchmal durch weniger Einkäufe, manchmal sogar durch gar keine Ausgaben.
Die großen strukturierten Bewegungen: die Black-Friday-Alternativen, die 2025 an Bedeutung gewinnen
Black-Friday-Alternativen beschränken sich längst nicht mehr auf zwei oder drei halb bekannte Initiativen auf Instagram. Heute sprechen wir von internationalen Projekten, koordinierten Kampagnen und hunderten beteiligten Marken. Kurz gesagt: ein neuer Weg entsteht.
Green Friday — irreführendes Marketing entlarven
Der von Altermundi & Envie gegründete Green Friday ist eine direkte Antwort auf die Spirale des Black Friday. Ziel ist es nicht, Menschen zu verurteilen, die Rabatte nutzen, sondern auf die verborgenen Auswirkungen dieser Aktionen hinzuweisen.
Die Feststellung der Bewegung ist klar:
- Aggressive Rabatte fördern Überkonsum,
- ein großer Teil der gekauften Produkte landet schnell im Müll,
- Billigproduktion belastet die Umwelt und die Arbeitsbedingungen erheblich.
Als Antwort darauf schlägt Green Friday einen anderen Weg vor: weniger kaufen, aber besser.
Ganz konkret lädt die Bewegung dazu ein:
- bestehende Produkte zu reparieren,
- nicht genutzte Gegenstände zu verkaufen oder zu spenden,
- Second-Hand zu bevorzugen,
- Marken zu unterstützen, die sich für Nachhaltigkeit engagieren.
Die zentrale Botschaft: „der wahre Preis falscher Schnäppchen“. Anders gesagt: Ein gutes Angebot ist nur dann wirklich gut, wenn es Produkt, Menschen und Umwelt respektiert.
Mehr erfahren: https://greenfriday.fr/
Make Friday Green Again — die Leitbewegung für weniger, aber besser konsumieren
Die französische Initiative, gegründet von Faguo, verfolgt das Ziel, daran zu erinnern, dass der wirksamste Akt gegen Überkonsum manchmal darin besteht… einfach nichts zu kaufen. Stattdessen schlägt die Bewegung eine andere Routine vor:
- den Kleiderschrank auszumisten,
- zu reparieren, was reparierbar ist,
- weiterzuverkaufen,
- zu tauschen,
- oder zu spenden.
Alles – außer hektisch auf „in den Warenkorb“ zu klicken. Es ist eine der symbolträchtigsten Alternativen zum Black Friday: ein kollektiver Aufruf zur Entschleunigung.
Mehr erfahren: https://www.makefridaygreenagain.com/
Blue Friday — der engagierte Freitag für den Ozean
Ursprünglich aus Belgien, vereint Blue Friday Marken, die auf Rabatte verzichten, um stattdessen einen Teil ihrer Einnahmen an Umweltorganisationen zu spenden. Das Projekt 2025, durchgeführt mit Ocean Legacy, ist sehr konkret: Jeder gespendete Betrag von 4 US-Dollar finanziert die Entfernung eines Pfunds Meeresabfälle aus dem Pazifik.
Einige bereits erreichte Zahlen:
- 21.000 kg entfernte Küstenabfälle,
- 127.000 US-Dollar an Spenden gesammelt,
Mehrere internationale Akteure unterstützen die Bewegung, darunter Mustang Survival, Pacific Sands Beach Resort und Colorush.
Auch in diesem Jahr nimmt Bluebuck wieder an der Initiative teil: Wir spenden 10 % unseres am Black Friday erzielten Umsatzes, um Projekte zur Meeresreinigung zu finanzieren.
Mehr erfahren: https://www.blue-friday.ca/
Les Jours Tricolores — französische Produkte für alle zugänglich machen
Diese von verschiedenen Akteuren des Made in France gestartete Aktion bietet einen einzigen Rabattcode: LESJOURSTRICOLORES, gültig bei fast 200 französischen Marken. Die Idee ist nicht, die Preise bis zur Sinnentleerung zu drücken, sondern französische Produkte in einer Zeit leichter zugänglich zu machen, in der der Markt von aggressiven Rabatten überflutet ist.
Ein Weg, um zu zeigen, dass man Alternativen zum Black Friday anbieten kann, ohne Qualität oder Herkunft der Produkte zu opfern.
Mehr erfahren: https://www.marques-de-france.fr/les-jours-tricolores/
Black for Good — den Einkauf in eine solidarische Geste verwandeln
Gegründet von Typology, ersetzt diese Bewegung Rabatte durch Spenden an gemeinnützige Organisationen. Im Jahr 2024:
- 42 teilnehmende Marken,
- 69.000 € gesammelt,
- 37 unterstützte Vereine.
Cabaïa, Jules & Jenn, Vestiaire Collective und auch Yves Rocher haben bereits mitgemacht. Eine Black-Friday-Alternative, bei der man einkaufen kann, ohne sich schuldig zu fühlen: Die Marke übernimmt den solidarischen Teil, und wir vermeiden es einfach, in die nächste „Limited Promo“ hineingezogen zu werden.
Mehr erfahren: https://www.blackforgood.org/
Circular Monday — Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft
In Schweden entstanden, fördert Circular Monday Second-Hand, Reparatur, Verleih und Recycling.
Die Bewegung:
- führt eine große Datenbank zirkulärer Unternehmen,
- ermutigt dazu, zu reparieren statt zu kaufen,
- organisiert einen eigenen Aktionstag: den Montag vor dem Black Friday.
Mehr erfahren: https://www.circularmonday.com/
Giving Tuesday — die globale Bewegung des Gebens
Beim Giving Tuesday mitzumachen ist erstaunlich einfach. Die Bewegung stellt Ressourcen bereit, um jeden — Privatpersonen, Schulen, Unternehmen, Gemeinden — zu einer konkreten Aktion zu begleiten:
- Geldspenden,
- Zeitspenden,
- punktuelles Ehrenamt,
- Weitergabe von Kompetenzen,
- oder Sammeln nützlicher Gegenstände.
Jedes Land hat seine eigene Version (#MardiJeDonne, #GivingTuesdayUK, #UnDiaParaDarMX …) mit Ideen und inspirierenden Beispielen, um Kampagnen zu starten — selbst im kleinen Rahmen. Ziel ist nicht, viel zu tun, sondern eine kollektive Dynamik der Großzügigkeit zu schaffen, verstärkt durch Hashtags und Aktionen vor Ort in fast 100 Ländern.
Mehr erfahren: https://www.givingtuesday.org/
- USA: https://www.givingtuesday.org/united-states/
- UK: https://www.givingtuesday.org.uk/
- FR: https://givingtuesday.fr/
- DE: https://givingtuesday.de/
Fair Friday — aufrunden, um zu helfen
In der Schweiz ermutigt Fair Friday Geschäfte, eine Aufrundungsoption an der Kasse einzuführen, um Caritas oder andere humanitäre Organisationen zu unterstützen.
Eine kleine Geste, tausendfach wiederholt — und schon entsteht eine Black-Friday-Alternative, die weniger Lärm macht, aber viel mehr bewirkt.
Mehr erfahren: https://www.fair-friday.ch/
Share Friday — Spenden statt Kaufen
Hier geht es gar nicht mehr ums Kaufen. Share Friday setzt auf das Geben: Gegenstände, Zeit, Kompetenzen, Dienstleistungen… kurz gesagt, alles, was anders zirkulieren kann als über eine Online-Zahlung.
Mehr erfahren: https://sharefriday.fr/
Individuelle Initiativen: Alternativen zum Black Friday, getragen von inspirierenden Marken
Nach den großen kollektiven Bewegungen kommen nun all jene Marken ins Spiel, die auf ihre eigene Weise handeln. Die Idee ist einfach: Es gibt nicht nur einen richtigen Weg, sondern viele verschiedene Wege, je nach Identität, Möglichkeiten und Überzeugungen zu handeln.
Friday Ride (TOMO Clothing) — freie Wahl des Rabatts & automatische Spende
Die Marke TOMO Clothing bietet ein bemerkenswert originelles System an: Kundinnen und Kunden wählen ihren eigenen Rabatt zwischen 10 % und 28 %. Die Differenz? Sie wird an den Secours Populaire gespendet.
Ein Balanceakt, der Freiheit, Transparenz und Solidarität verbindet. Eine Art, den Black Friday anders anzugehen, ohne den Geist der Großzügigkeit zu verlieren.
Lucy & Yak — solidarische Kunst
Seit 2018 spendet die britische Modemarke Lucy & Yak einen großen Teil ihrer Gewinne an die Fior Di Loto Foundation. 2024 brachte sie sogar eine Latzhose heraus, die von den Kindern der Stiftung illustriert wurde. Engagement, das man nicht nur erzählt — sondern trägt.
DECIEM — der Slowvember
Der Mutterkonzern von The Ordinary setzt lieber auf den Slowvember: 23 % Rabatt während eines ganzen Monats und die Schließung aller Websites und Geschäfte am Black Friday.
Die Idee: „Bewusstere Käufe fördern, indem man Kundinnen und Kunden die Zeit gibt, ohne den Druck traditioneller Black-Friday-Aktionen einzukaufen.“ Ein Black Friday im Zeitlupentempo.
Picture Organic Clothing / REI / dryrobe® / Early Rider — geschlossene Shops am großen Tag
Einige Marken gehen noch weiter: Am Black Friday ist es bei ihnen unmöglich, etwas zu kaufen. Jede von ihnen nutzt dieses „kommerzielle Schweigen“, um eine andere Botschaft zu vermitteln:
- Picture Organic Clothing: Die Website bleibt den ganzen Tag geschlossen — mit einer klaren Einladung, rauszugehen statt den Warenkorb zu füllen. Ihre Idee: entfliehen statt konsumieren.
- dryrobe®: Der gleiche Ansatz mit der Bewegung #GetOutside, die die Community dazu ermutigt, wortwörtlich frische Luft zu schnappen statt durch Promo-Seiten zu scrollen.
- Early Rider: Verwandelt den Black Friday in den „Black Rideday“ — ein Tag, um mit den Kindern Fahrrad zu fahren statt ein neues Bike zu kaufen.
- REI: Die Marke schließt alle Läden und gibt ihren Mitarbeitenden frei, damit auch sie die Natur genießen können — ein starkes Zeichen, das das Wohl der Teams über die Verkaufszahlen stellt.
Die gemeinsame Botschaft: Impulskäufe durch Aktivitäten ersetzen, die verbinden — mit der Natur, mit sich selbst oder mit der Familie.
Rabatte das ganze Jahr über ablehnen — der konsequenteste Ansatz
Wenn Anti–Black-Friday-Aktionen ein wichtiges Zeichen setzen, gehen manche Marken einen Schritt weiter und verweigern Rabatte einfach grundsätzlich — nicht an einem Tag im Jahr, sondern das ganze Jahr. Die Idee: faire Preise, immer, ohne künstliche Rabatte oder überfüllte Lager.
Ein Beispiel dafür ist Lush, das fast nie Sonderangebote macht, außer für ein paar saisonale Restposten (Weihnachten, Halloween). Ein Ansatz, der eher einer nachhaltigen Philosophie gleicht als einem jährlichen Marketing-Highlight.
Patagonia — die Pioniere, die nicht fehlen dürfen
Ein kurzer Abstecher zu Patagonia ist unvermeidlich. Warum? Weil es eine der ersten Marken war, die laut „Stopp“ zur Black-Friday-Hysterie gesagt hat:
- 2011 mit der Kampagne „Don’t Buy This Jacket“ in der New York Times,
- 2016 mit „100% for the Planet“, bei dem alle Black-Friday-Einnahmen (rund 10 Millionen Dollar) an Umweltorganisationen gespendet wurden,
- 2019 mit „Gift of Giving“: Patagonia verdoppelte alle Spenden, die zwischen Black Friday und dem 31. Dezember über Action Works eingingen,
- 2022 mit Workshops in ihren Stores, um Kundinnen und Kunden zu zeigen, wie man Kleidung repariert statt ersetzt,
- 2023, als Patagonia die üblichen „Last Minute Deals“-Botschaften in den sozialen Medien umdrehte, um zu konkreten Maßnahmen für Alaska aufzurufen.
Und seitdem? Bei Patagonia ist der Black Friday kein Thema mehr. Die Maßnahmen sind längst nicht mehr auf einen Tag beschränkt — das gesamte Unternehmen ist so strukturiert, dass jede Entscheidung der Umweltmission dient. Dank einer einzigartigen Unternehmensstruktur ist jeder Gewinn, jede Entscheidung, jedes Produkt darauf ausgerichtet, einen ökologischen Zweck zu erfüllen.
Der Black Friday ist dort kein Pflichttermin mehr: Das gesamte Geschäftsmodell lehnt künstliche Rabattlogiken ab — damit jede Handlung der ökologischen Mission dient, an jedem Tag des Jahres, nicht nur am Black Friday.
Der Fall Bluebuck
Bei Bluebuck folgt man dem gleichen Prinzip. Ja, wir bieten eine Alternative zum Black Friday — den Blue Friday, bei dem 10 % des Tagesumsatzes an eine Umweltorganisation gespendet werden. Aber über diese einmalige Aktion hinaus bleibt unsere Haltung das ganze Jahr über dieselbe.
„Slow Fashion“ ist für uns kein Trendwort — es beschreibt unsere tatsächliche Arbeitsweise.
- Drei Kollektionen in zehn Jahren, weil neue Produkte nur um ihrer selbst willen keinen Sinn ergeben.
- Eine kontrollierte Produktion, bewusst klein gehalten, um Überproduktion zu vermeiden.
- Nachhaltige, verantwortungsvolle Materialien.
- Seit 2021 gehören wir zu 1% for the Planet — 1 % unseres gesamten Umsatzes geht an eine Umweltorganisation unserer Wahl.
- Und vor allem: keine Rabatte, nie. Unsere Preise sind von Anfang an fair kalkuliert — nicht künstlich erhöht, um später reduziert zu werden.
Fazit: Den Black Friday anders zu gestalten ist gut — aber ein Geschäftsmodell zu bauen, das überhaupt nicht davon abhängt, ist noch besser.
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Alternativen zum Black Friday gewinnen an Bedeutung und verändern das Bild des Jahresendkonsums. Kollektive Bewegungen schaffen Struktur. Individuelle Initiativen bringen Kreativität und frischen Wind. Und Marken wie Bluebuck zeigen, dass Handel auch ohne künstliche Fr frenzy funktionieren kann — das ganze Jahr über.
2025 geht es nicht darum, immer mehr zu kaufen. Es geht darum, richtig zu kaufen. Und manchmal sogar… gar nicht.